Schokolade, wohin das Auge reicht, und nichts als Schokolade, das gibt es im Bernsteinzimmer. Eine, nein, DIE vegane Schokoladenmanufaktur! Und wir durften einen Ausflug dorthin machen, um noch ein bisschen was über das werte Kakaogut zu lernen. Denn das war (zart)bitter notwendig…
Wir sind nämlich schreckliche Stümper! Nicht nur in der Küche, aber besonders dort. Keiner von uns beiden Toastensteins hat jemals irgendwas mit Lebensmitteln gelernt oder in dem Bereich gearbeitet. (Okay, Eden hat mal gekellnert, aber das zählt nicht.) Alles, was wir hier tun, ist frei aus der Lamäng und nach Gutdünken. Darum sind wir auch die Toastensteins und nicht die Sterneküchensteins. Krude Methoden und das ein oder andere Malheur mit inbegriffen.
Und das macht auch gar nichts, denn peinlich wird es erst dann, wenn man dabei erwischt wird! Und das ist uns (Schokolade sei Dank) passiert. Solvejg, die Inhaberin des Bernsteinzimmers, hat nämlich ein bisschen auf unserem Blog gestöbert und unser Rezept für selbstgemachte Schokolade gefunden. Sie war den Tränen nahe! Als ausgebildete Lebensmitteltechnikerin und mit Gold ausgezeichnete Chocolatier haben wir aber auch eine ungefähre Vorstellung warum. Wenn es um Schokolade geht, verliert die Laborküche gegen das Bernsteinzimmer einfach haushoch…
Aber auch das ist gar nicht so schlimm. Denn Solvejg ist auf einer ehrenvollen Mission und will die Schokoladenwelt da draußen ein bisschen schöner und vor allem besser machen. Darum hat sie uns kurzerhand zu sich eingeladen und wir durften einen Nachmittag an einem ihrer fabulösen Pralinen-Kurse teilnehmen. Und mit Kamera und Notizbuch bewaffnet das süße Treiben dokumentieren.
„Nougat und Edelkakao“ stand auf dem Lehrplan und in den Tagen vorher herrschte hier schon kein Halten mehr. Wir haben in froher Erwartung sogar nochmal den Film Chocolat geschaut, um in die richtige Stimmung zu kommen. Aber wenn man dann ganz wahrhaftig im Bernsteinzimmer steht, beginnt zweifelsohne das große und ehrfürchtige Starren. Auf große Rollwagen prall gefüllt mit klitzekleinen Pralinen. Stapelweise hübsch verpackte Schokoladen in allen erdenklichen und abenteuerlichen Ausführungen. Auf alle feinen Ingredienzien, die überall hier und da und dort herumstehen. Und besonders, wenn man sich die ersten Dinge zwischen die Lippen schieben darf. Denn probieren darf man hier nicht nur, man MUSS! Sonst lernt man nämlich nichts…
Man knabbert an kleinen Kakaonibs, um ein Feeling für die nackige Bohne zu bekommen. Testet Kakao aus Tansania und Brasilien. Und lernt wie verschiedene Geschmäcker durch Anbaugebiet, Temperaturen, Fermentation und auch die Röstung entstehen. Und ist überrascht wie fruchtig süß die eine Sorte ist, während die andere nicht nur schwarz wie die Nacht aussieht, sondern auch so schmeckt. Eine echte Abenteuertour für den Gaumen. Als dann die mit Ahornzucker kandierten Pekannüsse auf den Tisch kommen, sind wir komplett verloren. Die Finger greifen unweigerlich immer wieder in die kleine Schüssel, denn in diesem einen kleinen Moment hat nichts auf der Welt je besser geschmeckt.
Aber wir sind nicht nur hier, um uns den Wanst vollzuschlagen. Wir müssen auch ein bisschen arbeiten. Mandeln müssen in warmem Wasser eingeweicht und dann salzig mariniert werden, damit eine Schokolade mit gerösteten Nüssen entstehen kann. Die gebrannten Pekannüsse werden liebevoll auf gegossenen Schokotafeln platziert und jeder ringt mit sich, ob nicht noch eine Nuss mehr auf die Tafel passt. Und dann, ja dann, natürlich die Pralinen! Die sind eine Abteilung für sich!
Und wir saugen jeden Arbeitsschritt so gut es geht in uns auf. Und was bei Solvejg wie ein Spaziergang aussieht, wirkt bei uns wie ein abgemühtes Intermezzo zwischen zwei ungelenkigen linken Händen. Sie streicht die Schokolade so galant über die Marmorplatte („Temperieren“ nennt sich das!), dass man fast denken könnte, die Schokolade gleitet von alleine dahin. Bei dem Gedanken, es selbst mal zu probieren, sehen wir vor unseren geistigen Augen schon die Schokolade quer durch den Raum fliegen und von allen Kanten des Tisches kleckern. Aber soweit lassen wir es nicht kommen, denn wir bleiben etwas zaghaft. Schokolade wirkt hier so wertvoll und erhaben, dass man ein bisschen Angst hat, sie zu ruinieren. Auch wenn Solvejg ein bisschen Rumgematsche mit einem amüsanten Lächeln einfach passieren lässt… Aber wie ein guter Fahrlehrer eilt sie im Zweifelsfall auch zur Rettung, bevor es zum Totalschaden kommt.
Wir können froh darüber sein. Ebenso über die Tatsache, dass es hier nicht zur Prüfung kommt, bei der wir mit Ach und Krach scheitern würden. Denn nicht, dass wir es zuvor anders gesehen hätten, aber es wird einem erst so richtig bewusst, wie viel Arbeit das alles ist. Auch hierbei handelt es sich um ein professionelles Handwerk, das man nicht mit Intuition oder einem YouTube-Tutorial mal eben so meistert, aber es macht Spaß und ist unglaublich spannend, diese Einblicke selbst zu bekommen und Schokolade zu kreieren.
- Gute Zutaten machen gute Schokolade!
Ganz egal, ob ihr Schokolade gießen, Pralinen herstellen oder eine Ganache machen wollt, ihr braucht gute Grundzutaten dafür. Die Tafel Schokolade, die im Supermarkt im untersten Regal liegt, gehört leider nicht dazu, auch wenn wir uns das wünschen würden. Was Schoki angeht, kann man aus Scheiße kein Gold machen! - Temperieren, temperieren und nochmals temperieren!
Das bedeutet, die Schokolade auf die richtige Temperatur zum Verarbeiten zu bringen. Nur dann bekommt sie einen schönen Knack beim Brechen und eine glänzende, glatte Oberfläche. Wenn man sich einen Klecks der Schokolade auf die Lippe schmiert und sie eine angenehme, warme Temperatur hat, eignet sie sich auch zur Verarbeitung. (Vorsicht! Nicht verbrennen!) - Schokolade immer im Wasserbad schmelzen!
Wichtig dabei ist, dass das Wasser nicht wärmer als 60° wird. Es darf also nicht kochen und schon gar nicht fröhlich vor sich hin verdampfen! Sonst können sich die Bestandteile beim Abkühlen nicht wieder richtig in Reihe und Glied bringen und das nimmt erheblichen Einfluss auf Konsistenz und Optik. - Wasser hält man fern von geschmolzener Schokolade
Schoki mag es trocken und ist ein echter Nichtschwimmer. Töpfe, Schüsseln, Löffel und alles was ihr sonst noch benutzt, um die geschmolzene Schokolade zu verarbeiten, muss gut abgetrocknet werden, damit die Schoki nicht krümelig oder gar klumpig wird. - Keine schlechte Laune in der Küche!
Schokolade ist ein Sensibelchen und muss auch so behandelt werden. Fahrige, wirsche und ungeduldige Hände helfen dabei leider nicht. Wenn ihr euch abreagieren wollt, probiert es lieber beim Hacken von Nüssen und holt euch euer Zen bei einer Scheibe Toast zurück. Eins der sinnlichsten Lebensmittel möchte auch in seiner Verarbeitung schon genossen werden.
Die 5 wichtigsten Tipps für schöne Schoki!
Der Pralinen-Prozess im Besonderen! Die gegossenen Schokoladentafeln wirken dagegen fast schon wie eine Fingerübung, aber hier geht man all in. Wir hantieren mit schimmerndem Goldstaub und präparieren Pralinenformen. Füllen diese mit Schokolade, entfüllen diese wieder, damit nur ein dünner Mantel übrig bleibt, der sich um eine zart-buttrige Masse schmiegen kann. Wir schneiden, raspeln, streuen und tunken was das Zeug hält. Jeder darf und muss mal ran. Zwischendurch wird geplauscht, gegackert und noch mehr genascht. Und als wir dem Ende nahe kommen, strahlt jeder ein bisschen mit der Sonne um die Wette, denn vor ihm stehen die wohlmöglich leckersten kleinen Schweinereien, die er je selber gemacht hat.
Wir würden euch gerne versichern, dass wir während des Schreibens nochmal ein kleines Stück Schokolade genascht haben, um mit allen Sinnen Revue passieren zu lassen, wie toll der Tag war. Aber das können wir leider nicht. Die Schokolade ist weg. Die tollen Pralinen haben nicht einmal eine Woche überlebt und die Schokolade musste gleich danach dran glauben. Und das, obwohl wir tatsächlich so weit gegangen sind und sie im Kleiderschrank versteckt haben, damit sie hier nicht immer greifbar parat liegt. Aus den Augen aus dem Sinn – das klappt hier leider nicht.
Wenn ihr also noch nach einer Wohltat für den bunten Teller sucht oder ein Geschenk, das definitiv nicht dumm herum stehen wird, schaut im Bernsteinzimmer vorbei. Hier kann man nur gute Investitionen machen! Und Herrschaftszeiten, meldet euch bei Solvejgs Pralinenkursen an. Gestern schon! Wir zehren heute noch von dieser Erfahrung… und geloben Besserung mit jeder Schokolade, die unseren Weg kreuzt! 😉